Kröll - 13.06.2025
Gutachtenerstellung in der Immobilienbewertung – und die Herausforderung guter Texte

Die Herausforderung guter Texte in der Immobilienbewertung
Die Immobilienbewertung lebt von klaren Methoden, fundierten Zahlen – und gut verständlicher Sprache. Dennoch lässt sich beobachten: Die Qualität vieler Texte in Gutachten nimmt ab. Nicht nur die Inhalte zählen, sondern auch die Art und Weise, wie sie vermittelt werden. Gute Texte sind heute keine Selbstverständlichkeit mehr – auch nicht in der Gutachtenerstellung.
Fachsprache zwischen Präzision und Verständlichkeit
Immobiliengutachten müssen fachlich korrekt und rechtlich belastbar sein. Dafür ist Fachsprache notwendig – keine Frage. Gleichzeitig stellt sich aber die Herausforderung, auch für Leserinnen und Leser ohne vertiefte Bewertungserfahrung nachvollziehbar zu schreiben.Ein häufiger Kritikpunkt: Gutachten verwenden komplexe Formulierungen, die zwar korrekt, aber schwer zugänglich sind. Eine gute Balance zwischen Fachsprache und Klarheit ist daher essenziell.
Textbausteine sind hilfreich – aber nicht ausreichend
Viele Sachverständige nutzen heute Softwarelösungen oder Textbausteinsysteme, um Zeit zu sparen und Standardformulierungen effizient einzusetzen. Das ist sinnvoll – birgt aber das Risiko, dass Individualität und Genauigkeit verloren gehen, wenn Inhalte ungeprüft übernommen werden.Ein hochwertiges Gutachten lebt davon, dass standardisierte Elemente angepasst und auf den konkreten Fall bezogen werden.
Digitalisierung und Automatisierung verändern die Textarbeit
Der Einsatz von Bewertungssoftware und KI-basierten Systemen wird zunehmend zur Norm. Diese Entwicklungen bieten klare Vorteile: schnellere Abläufe, strukturierte Ergebnisse und formale Unterstützung bei der Texterstellung.Gleichzeitig bleibt die inhaltliche Verantwortung beim Gutachter: Nur wer die Ergebnisse kritisch prüft und sprachlich verständlich aufbereitet, kann ein qualitativ überzeugendes Gutachten vorlegen.
Der Stil prägt die Wirkung
Ein klar strukturierter, sprachlich sauber formulierter Text macht die Methodik und die Ergebnisse eines Gutachtens nachvollziehbar. Dazu gehört auch, auf lange Satzkonstruktionen, uneinheitliche Begriffe oder Wiederholungen zu verzichten.Gerade in komplexen Fällen ist eine präzise und verständliche Sprache der Schlüssel, um Vertrauen bei Auftraggebern, Behörden oder Gerichten zu schaffen.
Empfehlungen für die Praxis
- Verständlichkeit prüfen: Kann eine fachfremde Person die zentralen Aussagen des Gutachtens erfassen?
- Individuelle Anpassung: Standardformulierungen sollten nicht 1:1 übernommen werden, sondern auf den Einzelfall abgestimmt sein.
- Eine nachvollziehbare Gliederung hilft, auch komplexe Sachverhalte übersichtlich darzustellen.
- Ein abschließender sprachlicher Check ist genauso wichtig wie die rechnerische Kontrolle.
Fazit
Die sprachliche Qualität von Gutachten ist kein nebensächlicher Aspekt, sondern Teil der fachlichen Aussagekraft. Klarheit, Struktur und ein adressatengerechter Stil tragen dazu bei, dass ein Gutachten nicht nur korrekt, sondern auch überzeugend wirkt. Wer sich als Sachverständiger mit Textqualität auseinandersetzt, steigert nicht nur die Verständlichkeit – sondern auch die Wertschätzung der eigenen Arbeit.